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Seite 4 ; FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG Montag, 12. September 1966 / Nr, 211
__ Todesopfer Hohe Wahlbeteiligung in Siidvietnam | Wilson lebnt afrikanische Forderungen ab | Mihajlov in Zadar
im Rassenkrawall FORTSETZUNG UNSERES BERICHTES VON SHITE 1 aus der Haft

ATLANTA, 11. September (AP). Noch
bis in den Sonntagmorgen war die far-
bige Bevélkerung von Atlanta im ame-
rikanischen Siidstaat Georgia in Auf-
ruhr, nachdem ein Negerjunge am
Samstaga wahrscheinlich von Wei-
Ben, erschossen und ein zweiter verletzt
worden war. Ein Polizeibeamter, wurde
durch einen Schu8 in den Kopf ‘getrof-
fen, sein Zustand wurde nach einer Be-
handlung im Krankenhaus als zufrie-
denstellend | ‘bezeichnet. Nath den Beob-
achtungen eines Anwo) wurden die
Schiisse auf die Negerj n als einem
vorbeifahrenden Wagen abgegeben, in
dem ein weiSer Mann und eine weife
Frau saBen. Eines ihrer Opfer, der 16-
jahrige pert Vorner, war bei der Ein-
lieferung in ein Krankenhaus bereits
tot, Dem zweiten angeschossenen Jun-
gen, dem 16jahrigen Milton Wright,
oe es den Umstiinden entsprechend
gu

Wie aus Chikago gemeldet wird, ist
der amerikanische Nazi-Anfiithrer
Rockwell am Wochenende in Chikago
festgenommen: worden, ehe etwa hun-
dert seiner Anhainger mit Hakenkreuz-
fahnen durch ein Negerviertel von Chi-
kago marschierten, wobei es zu Krawal-
len kam. Die meisten von rund 1500
Farbigen, die den Zug der Weifien durch
ihr Wohnviertel beobachteten, blieben
unbeteiligt. Einige Male schleuderten sie
jedoch Steine und warfen Behalter mit
Shure auf die Nazis. Zwei Polizisten
una sieben Farbige wurden dabei ver-

etzt.

Die Mitglieder des amerikanischen
Senats haben, wie aus Washington ge-
meldet wird, durch Abwesenheit eine
Debatte, des neuen _ amerikanischen
Biirgerrech ndert, dessen
Paragraphen jede Discriminierng von
Farbigen beim Kauf von Hausern oder
Mieten von Wohnungen untersagt. Die
fiir eine Debatte erforderliche Anzahl
von 51 Senatoren erschien weder am
Donnerstag noch am Freitag im Plenar-
saal, so da@ die Debatte auf Montag ver-
tagt wurde. Politische Kreise in Wa-
shington rechnen jedoch nicht damit, dai
sie an diesem Montag stattfinden kann.

Kleine Meldungen

Dean Rusk, der amerikanische AuBen~
minister, hat am Wochenende das Wal-
ter-Reed-Krankenhaus, in das er am
yergangenen Dienstag mit einer Grip-
pe-Erkrankung eingeliefert worden war,
wieder verlassen. Rusk will an diesem
Montag seine Arbeit wiederaufnehmen.

Eine Delegation des Bundestages un-
ter der Leitung des CDU-Abgeordneten
Martin ist in Pakistan eingetroffen, yon
wo aus die Abgeordneten zu einer vier-
wochigen Reise durch Asien, auch nach
Afghanistan und Indien, starten. (dpa)

Ein Berlin-Treffen veranstaltet die
SPD vom 20, bis 23. Oktober; auf einer
Kundgebung werden im Sportpalast
Brandt, Erler und Wehner ares ,

GAZ:

Johannes ee der Prisident
a = hatin Leinzig-auf

alice



An seinem sechsunddreifigsten Ge-
burtstag am Freitag wurde dann offen-
sichtlich, da8 er das Amt des Prasiden-
ten anstrebt. Dariiber hinaus lieB er als
Wahischlager zwei angesehene franzi-
sische Geschaftsleute in Saigon verhaf-
ten. Die eae fiir diese Fest-
nahme ist wenig ve ond. Bs heiBt

op pelle Say oT one
‘jaster an fetoohg es Da
fast alle Geschatftsleute ved auch man-

gereicht, Verhaftungen in der franzdsi-
schen Kolonie vornehmen zu miissen.
Von offizieller Seite wurde jedoch be-
hauptet, die Franzosen hatten beabsich-
tigt, mit ihrer finanziellen Unterstiit-
zung an den Vietcong die Wahlen. nega-
tiv zu béeinflussen, wischen. sollen
Sieh, ‘weitere angesehene franzisische

er in-Saigon verhaftet worden sein.

itische Beobachter wollen wissen,
dai insgesamt oa Franzosen auf
der Liste stehen, die festgenommen
werden sollen, Es wird befiirchtet, daB
eine Art Franzosenpogrom vorberei-
tet wird. Unterrichtete Kreise sind sich
nicht im Idaren, ob damit der latente
FremdenhaB in Vietnam politisch ge-
schiirt werden soll oder ob die Verhaf-
tungen als Antwort der Regierung in
Saigon auf die Politik des Generals de
Gaulle in Siidostasien gedeutet werden
sollte. Yon amerikanischer Seite wird
zu dieser Entwicklung noch. geschwie-

gen.
Die Tage der Wahlvorbereitung ha-
ben nach dem Willen der amerikani-





sehen politischen Stellen ganz im Zei-
chen der siidvietnamesischen Regierung
stehen sollen. Jede fremde Einmischung
in innervietnamesische Angelegenheiten
wurde vermieden. Die : en
Truppen, deren Verlustquoten mittler-
weile auf fiinitausend Tote gestiegen
ist, haben zum Wahlwochenende ein-
deutig militirische Auftriige auGerhalb
der Stiidte und Dérfer erhalten.

‘General Westmoreland hatte Siidviet-
nam demonstrativ verlassen und begab
sich auf eine Besuchsreise nach Korea.
Die Vereinigten Staaten wollen die
Siidvietnamesen ermutigen, nach Bil-
dung der verfassunggebenden Ver-
sammlung binnen sechs Monaten eine
Konstitution auszuarbeiten, die eine
demokratische Regierungsform ermog-
licht, Sie hoffen, auf die Dauer die of-
fensichtliche politische Apathie der

Vietnamesen fiberwinded kénnen.

Dazu bediirfe es nach Auffassung
amerikanischer Kreise des politischen
Geschicks der Regierung und zusitzliche
amerikanische Truppen. Man setzt dar-
auf, da letzten es die politische
Neugierde, das Interesse der Menschen
des Siidens, sich zu zeigen, dabei sein
zw wollen, tiber alle Unannehmlichkei-
ten siegen wird. Die Wahlumztige mit
ihren 6ffentlichen Drachentiinzen, die
Se cane ee der Bevélkerung, wenn es

eine éffentliche politische Schau
eee und die Wahibeteiligung am Sonn-
tag haben Politiker zu optimistischen
Deutungen der ndchsten Zukunft kom-
men lassen.

Kein Plan fiir Truppenriickzug

Pzg. MOSKAU. Der sowjetischen
Presse kann man entnehmen, daf
Parteichef Breschnew das Politbtiromit-
glied der Vie Partei der
Werktatigen, Le Tschan Ngu, in Gegen-
wart des Chefideologen Suslow und des
fiir sozialistische Lander zustandigen
Sekretirs des Zentralkomitees Andro-
pow empfing. Er hatte hier vor Tagen,
wie es ausdriicklich hie®, auf der Durch-
reise nach anderen osteuropiischen
Landern Halt gemacht, wobei seine
Eigenschaft als stellvertretender Mini-
sterprisident und Leiter der Regie-

schaftsdelegation hervorgeho-
ben wurde. Wie verlautet, setzte er in-
zwischen die Reise nach Budapest und
Prag fort, um dort tiber einen Ausbau
der Hilfeleistung ftir Vietnam zu ver-
handein,

Wie Agenturen aus Moskau melden, hat

Nordvietnam am Samstag abe die
Aufforderung des amerikanischen Pra-
sidenten Johnson abgelehnt, einen Zeit-
plan fiir den Abzug der nordvietname-
sischen Truppen aus Siidvietnam. vor-
zuflegen. Die Absage war in einer Erkla-
rung des nordvietnamesischen AuBen-
ministeriums enthalten und bekraftigte
die Bedingungen, deren Erfiillung Hanoi
schon friiher als Voraussetzung fir
Friedensgespraéche genannt hatte. John-
son hatte angeboten, die Vereinigten



Staaten wollten einen Zeitplan zur
Riickfiihrung ihrer Streitkrifte aus
Stidvietnam unterbreiten, sobald Nord-
pies eine gleiche Verpflichtung ein-
# J

Flugzeug verloren

SAIGON, 11. September (AP). Die
amerikanischen Streitkrifte waren am
Wahlwochenende in Vietnam nur in der
Luft in gréBerem Umfang in der Offen-
sive. In der Morgendimmerung kurz
nach Ablauf einer vierstiindigen nach-
mitternachtlichen Ausgangssperre fiir
die stidviemamesische Bevdlkerung er-
éffnete cine amerikanische Infanterie-
patrouille etwa 40 Kilometer nordwest-
lich von Saigon das Feuer auf einen
ihnen verdachtig erscheinenden Ochsen-
karren. Bei Anbruch des Tages fand
man die vier Insassen, unbewaffnete
Zivilisten, darunter zwei Kinder, tot.
Bei einem Angriff auf eine nordviet-
namesische Feuerstellung wurde am
spiten Samstagabend zum ersten Mal
ein amerikanisches Flugzeug tiber ‘der
entmilitarisierten Zone abgeschossen.

Wie aus Kambodscha gemeldet wird,
hat die Regierung bekanntgegeben, da
zwei Hubschrauber mit amerikanischen



-Weder Gewaltanwendung noch Mehrheitsregierung in Rhodesien

hé. LONDON, 11. September. Die
Commomwealth-Konferenz tritt an die-
sem Momtag mit der Antwort Wilsons
auf die afrikanischen Rhodesien-Forde-
rungen im ihr kritisches Stadium. Nach
Andeutungen von unterrichteter :briti-
scher Seite wird Premierminister Wil-
son nicht nur die Gewaltanwendung ab-
lehnen, somdern auch die Forderung,
daS Rhodesien seine legale Unabhan-
gigkeit nur unter einer afrikanischen

erung erhalten soll.

Die Abjiehnung der von Sambia und

anderen Commonwealth-Staaten fe-
forderten. Gewaltanwendung ist keine
Uberraschung. Wilson kénnte sie in sei-
ner Antwort an die Konferenz nicht zu-

sagen, selbst wenn er wollte, da er sich |
verpflichtet hat, vor einer so einschnei-/

denden Anderung der britischen Rho-

desien-Politik das Parlament aus den’

Ferien zuriickzurufen.

Nicht eimmal Sambia hat London vor
die ausschlieBliche Wahl gestellt: Ge-
waltanwendung oder Austritt Sambias
aus dem Commonwealth. Prasident
Kaunda hat die Gewal dung als
das rascheste und sicherste Mittel emp~
fohlen, um Smith auf die Knie zu zwin-
gen. Falls die britische Regierung aber
din anderes, gleich sicheres und wenig-
stens ahnlich rasches Mittel anzubieten
hat, so ist Sambia zum vorliaufigen Ver-
zicht auf Gewalianwendung zu bewegen.



Sein Sprecher auf der Commonwealth-

Konferenz, A _ Kapwepwe,
ist aber nicht. bereit, sich sich mit einem pe-
schickt fo aber hohien Rezept

abzufinden und zu patetigsss cm evens

solchen Versuch nicht zu

Wilson scheint die Forderung Serie. in-
-tensiveren Sanktionen unter Vorbehal-
‘ten zu akzeptieren, aber nicht die nach
Unabhangigkeit nur unter einer afrika-
nischen Mehrheitsregierung. Diese
zweite Forderung wird von 17 unter den
22 Delegationen auf der Konferenz ge-
billigt. Er kann und wird in Son icc Ant-
wort darauf hinweisen, daB das Ziel
einer afrikanischen Stu SETe ene
von der Labour-Regierung unei
schrankt anerkannt wird, was auch
die konservative und die liberale Oppo-
sition gilt.

Es ist eine der fundamentalen Bedin-
gungen der britischen Regierung in ihrer
Rhodesien, dai

_Auseinandersetzung mit
‘jede neue Verfassung die unaufhebbare

Garantie der ungehinderten Entwick-
lung der a: en Mehrheitsregie-
rung erhalten mu&. Aber zu keiner Zeit
hat Wilson oder einer seiner konservati-
ven Vorgénger die Gewihrung der Un-
abhangigkeit von der vorherigen Bil-
dung einer afrikanischen Regierung ab-
hangig gemacht. Wie lange die Konfe-
renzdebatte iiber die Antwort Wilsons
dauern wird, ist vollig offen.

Das Staatsbegrabnis Verwoerds
Rechtfertigung der Apartheid in der Trauerrede / Anteilnahme der WeiBen

PRETORIA, 11. September (AP). Un-
ter der Anteilnahme vor allem der
weiBen Bevélkerung Siidafrikas ist der

stidafrikanische Ministerprasident Ver~
woerd, der am Dienstag das Opfer eines
Attentats geworden war, am Samstag
in éinem Staatsbegraébnis in Pretoria
feierlich zu Grabe getragen worden.
Etwa eine Viertelmillion Menschen er-
wiesen ihm die letzte Ehre. Der grofe
Platz vor dem Halbrund der Regie-
rungsgebiiude war fiir die Trauerfeier
in eine Kirche unter freiem Himmel

‘yerwandelt worden. Der schwarz und

purpur verkleidete Katafalk, darauf der
Sarg, mit der siidafrikanischen Flagege
bedeckt, stand unterhalb einer Kanzel,
yon der aus der Moderator der nieder-
liindisch-reformierten Kirche der Kap-
Provinz, Gericke, die Trauerpredigt
hielt, Sie wurde zu einem Bekenntnis
zu der Rassenpolitik Verwoerds.

»Wir haber. den Menschen verloren,
aber seine Botschaft ist uns geblieben*,
sagte Gericke. Die bleibende Botschaft
des Ermordeten sah der Geistliche in
der Uberzeugung, daB Gott in seiner
Weisheit die Rassen unterschiedlich ge-

Kennzeichen am Mittwoch das Dorf | schaffen habe, damit sich jede nach
Sramar angegriffen hitten. ihren eigenen Anlagen innerhalb der
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fo " Y 0 pla fl!
nwarzer Macril



Grenzen ihrer eigenen kulturellen Tra-
dition entwickeln kénne.

In der ersten Reihe der Trauer-
versammilung saf der rhodesische Mini-
sterprisident Smith in Begleitung eines
Leibwachters nicht in seiner Eigenschaft
als Regierungschef, sondern als persén-
licher Freund Verwoerds, wie die diplo-
matische Vertretung Rhodesiens betonte,
Getrennt von den tibrigen Trauergisten,
aber in unmittelbarer Nahe der Hinter-
bliebenen und der Kabinettsmitglieder,
hatte eine kleine Gruppe von afrikani-
‘$schen Hduptlingen und Vertretern der
indischen Bevélkerungsgruppe und der
Mischlinge Platz gefunden. Der wichtig-
ste Haéuptling war Kaiser Mantanzima,
Ministerprasident der Transkai, des
ersten Bantustaates in Siidafrika.

. Tausénde sAumten die StraBen, als der
Sarg auf einer Geschtitzlafette von 38
berittenen Polizisten, elf Panzerfahr-
Zeugen und vierhundert Soldaten durch
die StraBen Pretorias zum alten Stadt-
friedhof geleitet wurde. An der Trauer-
feier am Grabe nahmen nur die Fami-
lienangehérigen, Staatsprasident Swart
und seine Frau, die Mitglieder des Kabi-
netts und enge Freunde der Familie Ver-
woerd teil.

und weiben Herrenmenschen



eerrenl uatite thar derernatin sparen.
‘Men cimmieee debe fn den nachsten
zwei Wochen zum Proze8 kommen wird.

Mello elite alt ab er gegen



jlov berichtete aufer-
dem, daft seine geplante ‘Zeitschrift dem-
nichst erscheinen werde. Eine Druckerei
fiir sie sei schon gefunden. Cee ist
vorbereitet, Die Leute arbeiten daran,
und die erste Nummer wird. demnfichst
herauskommen.“ Er selbst werde an der
ersten Nummer nicht mitarbeiten,

Die Zonen-Visa fiir Auslinder

jn, LEIPZIG, 11, September. Fiir aus.
Kindische Touristen, die nach Mittel-
deutschland fahren wollen, gelten ab
sofort erleichterte Einreisebestimmun-
gen. In Zukunft soll das Einreisevisum)
ohné weitere Formalititen an den
Grenziibergingen zu erhalten sein, Es
miissen lediglich ein giiltiger ReisepaS
vorgelegt und die vorherige Buchung
einer Vollpension oder der Erwerb ent-
sprechender Gutscheine durch ein
Reisebiiro nachgewiesen werden. Eine
solche Buchung kann auch direkt an
den Grenziibergingen vorgenommen
werden. Fiir Birger der Bundes-
republik gelten diese Erleichterungen
jedoch nicht. Entgegen den ublichen Ge-
pflogenheiten sinm bei der Leipziger
Messe jetzt bei auslandischen Besuchern
schon bei einem eintagigen Besuch
Zonen-Visa in die Pisse eingestempelt
worden, obwohl normalerweise ein
Messeausweis geniigt hatte.

Nordkoreas Vorschlag
zuriickgewiesen
WASHINGTON, 11. September (UPD.
Die Vereinigten Staaten haben den Vor-
schlag Nordkoreas zur Einberufung einer
internationalen Konferenz fiir die Lé-
sung der Korea-Frage zuriickgewiesen.
AnléBlich des 18. Jahrestags der Griin-

‘dung der Volksrepublik Nordkorea hatte

sich dernordkoreanische stellvertretende
Ministerpraisident Kwang Kyup Kim da-
fiir ausgesprochen, alle Staaten, die am
Korea-Krieg beteiligt waren, zu einer
Konferenz einzuladen, auf der die Pro-
pais des geteilten Landes erértert wer-
sollten, Das amerikanische Aufen-
Sinistevinn erklirte zu diesem Vor-
schlag, es besttinden im Rahmen der
Eben Nationen Plane fiir die Wie-
des Landes. Eine neue

dervereinigung
‘Konferenz sei deshalb unn6tig.
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